Das war die Ehrenteddyverleihung!

Ehrenteddy Finale
© Anne König

Liebe Menschen,

am 20.03.2019 haben wir wieder Menschen, Organisationen oder Institutionen gewürdigt und in den Mittelpunkt des Abends gestellt. Wir haben Personen geehrt, die uns in der Vergangenheit geholfen haben, das Standing von Aidshilfe umzusetzen. Sie haben sich besonders engagiert, ohne es vielleicht selbst zu wissen oder dessen bewusst zu sein. Wir wollten ihnen an diesem Abend bewusst werden lassen, dass sie wertvoll sind. Wir haben sie besonders gefeiert und hoffentlich motiviert ihre Kraft auch in Zukunft für unsere Werte einzusetzen, sich gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV und Aids zu stellen und ein fester Partner in der Gesundheitsvorsorge zu bleiben.

Die Ehrenteddys in diesem Jahr gingen an:

CSD Magdeburg e.V.

Veranstalter des jährlichen Christopher Street Days in Magdeburg

Laudator: Jan Kolata

Tja, was kann man zu unserem ersten Preisträger zum Besten geben? Ich persönlich habe seit einigen Jahren mit ihm zu tun. In früheren Jahren musste mein damaliger Kollege immer zu den konspirativen Treffen. Das war mir ganz recht, da diese Treffen nicht zu unseren Favoriten zählten. Leider ging der Kelch nicht an mir vorbei und irgendwann meinte der Chef zu mir: »Jetzt musst du dahin«. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.

Ein Hoffnungsschimmer entstand, als von Umstrukturierung die Rede war. Die Anfangszeit war auch viel versprechend, man hatte viel vor. Vieles verbesserte sich auch, aber vieles neue war aber auch leider nicht besser. So war ich ganz froh, als mein Kollege diesen Job übernehmen durfte.

Ich sehe an ihren Gesichtern, dass Sie verwirrt sind. Sollte eine Laudatio nicht voller Lob und Anerkennung sein? Und nicht solchen Inhalt haben? 

Ja Sie haben Recht. Deshalb komme ich auch nun zum Punkt auf der Zeitlinie, wo der Preisträger sich für den Ehrenteddy verdient gemacht hat.

Nach einem personellen Wechsel funktionierte die Zusammenarbeit dann auch hervorragend. Wir wurden mit in die Ideenfindung für Aktionen involviert. Ergebnisse dieser Zusammenarbeit waren unter anderem eine gemeinsame Aktion zum IDAHOT (internationaler Tag gegen Homo und Transphobie) und zum Aktionstag »Eine Stadt für alle«, die Nachfolgeveranstaltung der Meile der Demokratie.

Man hat sich abgesprochen und es wurde sich auch an Absprachen gehalten. Dank dieser effektiven Zusammenarbeit, ist es uns möglich unsere Arbeit zu präsentieren und auf die Problematik der Infektion aufmerksam zu machen. Dieses können wir bei jeder »Over the Rainbow Party« des CSD gezielt umsetzen.

Nicht zu vergessen ist die Gedenkaktion zum Welt-AIDS-Tag vor dem Rathaus, bei der mit einer großen roten Schleife und Kerzen an die Personen erinnert werden soll, die den Kampf gegen das Virus verloren haben.

Und genau für dieses kooperative Engagement bekommt den Ehrenteddy: der CDS-Magdeburg e.V.

Jessica Hoof

Kahlmeier Immobilien

Laudator: Sven Warminsky

Oft besuchen uns Kolleginnen und Kollegen aus anderen AIDS-Hilfen. Besprechungen finden bei uns statt.
Klientinnen und Klienten gehen ein und aus.
Und natürlich, auch die Mitarbeitenden verbringen oft mehr Zeit in unseren Räumen als zu Hause.

Das alles geht nur dann, wenn man sich wohl fühlt. Viele Besucherinnen und Besucher aus anderen AIDS-Hilfen verlassen unsere Räume mit dem Abschlusssatz: Oh, das ist so schön bei euch und so wahnsinnig groß.

Ja, man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass in Stuttgart, Berlin, Köln oder Hamburg die Mieten für derartig große Räume einfach nicht zu bezahlen sind. Aber auch in Magdeburg werden Mietpreise für Geschäftsräume aufgerufen, die unser Budget durchaus sprengen würden.

2021 werden wir die erste Mieterhöhung seit 2009 zu verkraften haben.

Das diese nicht so hoch ausfällt und das wir uns diese Räume überhaupt noch leisten können – daran hat eine kleine Person ihren unwidersprochenen Anteil daran. Sie lag dem Besitzer immer in den Ohren, dass wir doch so toll sind: Wir zahlen pünktlich die Miete, machen in der Regel keinen Ärger, helfen besonders gern unserer älteren Nachbarschaft, ob nun die Suppenbüchse zu öffnen ist oder die Sicherung ausgetauscht werden muss – bei uns kann man schließlich oft bis 20 Uhr klingeln.

All das, hat sie mit viel Charme und sehr überzeugend immer und immer wieder unseren Hauseigentümer verklickert, so dass wir weiterhin eine sehr geringe Miete zahlen und wir noch immer in unseren Räumen auf 306 qm glücklich sind.

Es wird Zeit, dass wir heute dafür Danke sagen. Danke für die stetige Unterstützung beim Hauseigentümer und dass wir noch immer ein schönes Dach über unseren Kopf haben.

Der Ehrenteddy der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord e.V. geht an Jessica Hoof von Kahlmeier Immobilien

Petra Grimm-Benne

stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration

Laudator: Sven Warminsky

Als Sie – also eine Frau – in die Politik eintrat, war dies eher Kommunalpolitisch. Kennengelernt haben wir uns dann 2002 als sie zusammen mit anderen neu gewählten Abgeordneten in den Landtag von Sachsen-Anhalt zog. 

Als den Aidshilfen ab ca. 2010 sprichwörtlich die Luft ausgingen, weil die Infektionszahlen, anders als im Bundestrend, enorm nach oben stiegen und ich mehr im Landtag als im Büro saß, hatte u.a. sie ein offenes Ohr. Zusammen mit dem damaligen und heutigen Koalitionspartner wurde eine Erhöhung des Etats der Aidshilfen ab 2015 beschlossen. Das entschärfte die damalige dramatischen Entwicklung und bescherte uns endlich mehr Arbeitsmöglichkeiten und die finanzielle Luft die wir zum Atmen dringend brauchten. Ich schaue jetzt auch mal ganz bewusst in eine Richtung, heute sitzen zwei weitere Menschen hier, die auch damals ihren Anteil am gelingen hatten.

Hilfe vom damals zuständigen Minister gab es leider nicht.

Diese kannte ich übrigens alle: ob Werner Schreiber, Wolfgang Böhmer, Gerlinde Kuppe, Gerry Kley oder Norbert Bischoff ... HIV und STI war für Sie alle leider nie ein Thema. So sah dann auch am Ende unsere Förderung aus: Zum Sterben war es zu viel und zum Arbeiten einfach zu wenig.

Heute ist das alles ein wenig anders. Nicht das wir im Geld schwimmen, dass sicherlich nicht. Aber bei dieser Laudatio soll es eben nicht nur um uns gehen, denn nach der letzten Landtagswahl stand plötzlich eine Frau dem Ministerium vor die jahrzehntelange Politik bei freien Trägern auf den Prüfstand stellte. Plötzlich durfte ich einen ehrlichen Haushalt schreiben und einreichen. Plötzlich wurde nach tarifgerechter Bezahlung gefragt. Plötzlich wurde nach der Eingruppierung gefragt. All das gab es 20 Jahre vorher nicht. All das war Wunschdenken von freien Trägern und somit auch von uns.

Du, und jetzt wird jeder wissen wer gemeint ist, ja du hast etwas in diesem Land zum Positiven verändert. Und ja, es gibt noch genügend Probleme, die nach einer Lösung schreien und es läuft sicherlich nicht in allen Bereichen rund, aber ganz ehrlich...bei all dem schreien nach genau diesen Lösungen, wird vergessen, was bisher ganz gut gelaufen ist. 

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal einen Ehrenteddy an eine Sozialministerin oder einen Sozialminister überreichen darf. Um so mehr freue ich mich, dass das heute und jetzt geschehen wird.

Wir danken dir für dein bisheriges Engagement. Wir danken dir für deine Beharrlichkeit und deine Kraft, Dinge anzupacken und diese zu beenden.

Der Ehrenteddy geht an Petra Grimm-Benne

Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe

des Universitätsklinikum Magdeburg

Laudator: Sebastian Bathge

Liebe Menschen - ohne und mit Sternchen, 😉

ich möchte Ihnen eine kurze Geschichte erzählen, die mir mal passiert ist. 

Vor gar nicht allzu langer Zeit, hatte ich mal das unglaubliche Glück in meinem Leben, einen wirklich gut aussehenden, Mitte 30-jährigen, Arzt privat zu Daten. Schnell kamen wir beide in eine Fachdiskussion über HIV, Schutz durch Therapie und Verlässlichkeit.

Nach zwei Stunden stand der Arzt heulend und beleidigt vor mir, nachdem ich ihn wegen seiner stigmatisierenden Haltung gegenüber HIV-positiven Menschen und inkompetenten HIV-Wissens, mal so ordentlich die Leviten gelesen haben!

Aber was mich heute noch am aller meisten aufregt: ich hatte an diesem Abend mit dem gut aussehenden Arzt, keinen Sex mehr gehabt. Dabei wollte ich dem Arzt als HIV-positiver Mensch doch nur helfen!

Ich wünsche mir da nichts sehnlicheres, dass veraltete moralische und nicht mehr zeitgemäße wissenschaftliche Meinungen, aus den Köpfen der Menschen verschwinden und das man uns HIV-positive Menschen, mit einer aufgeklärteren Haltung und aktuellem HIV-Wissen begegnet!

Genau aus diesem Grund, gibt es seit vielen Jahren eine sehr enge Arbeitskooperation, zwischen einer Akteurin oder einem Akteur, ohne und mit Sternchenaus dem Gesundheitswesen und der Aidshilfe Sachsen-Anhalt Nord e.V..

In gemeinsamer Arbeit wird die Grundlage für einen diskriminierungsfreien Umgang, von Menschen aus dem Gesundheitswesen gegenüber HIV-positiven Menschen geschaffen. Es ist ein Beispiel, für eine gute und enge Zusammenarbeit die zeigt, dass HIV-Antidiskriminierungsarbeit nicht nur theoretisch behandelt wird, sondern in der Praxis ihre Anwendung findet.

Durch eine fachgerechte HIV-bezogene Aufklärung und durch aktuelles HIV-Wissen, kann Diskriminierungen entgegengewirkt werden und eine diskriminierungs- und stigmatisierungsfreie HIV-Welt, ein Stück weit mit entstehen! Über die enge Kooperation sind wir Ihnen sehr Dankbar und wünschen uns für die Zukunft eine weitere gute Zusammenarbeit!

Der Ehrenteddy geht an das Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe 

Karo Stein

Autorin

Laudator: Andreas Bösener

Liebe Menschen,

als die AIDS-Hilfe auf die glorreiche Idee kam den nun folgenden Menschen zu ehren, war ich direkt Feuer und Flamme. Ich war begeistert, da diese Person nicht nur einen tollen Job macht sondern auch ein wundervoller Herzensmensch ist!

Nun liegt es also an mir, diesen tollen Menschen zu würdigen. Zuerst habe ich erst einmal überlegt, wie lange ich diese Person schon kenne. Ich habe also gezählt, überlegt, Hände und Füße benutzt, eine kleine Excelliste erstellt, verschiedene mathematische Gleichungen benutzt und zu guter letzt habe ich die Sterne befragt. Die gaben mir aber auch kein eindeutiges Ergebnis, also habe ich ganz einfach bei Facebook geschaut. Hier stand es! Seit August 2015 sind wir befreundet.

Im Grunde warst du plötzlich da. Ich wusste nur nicht wer du bist und was du willst. Aber diese Unwissenheit hat sich an diesen einen Sommerabend im August schnell gelegt. 

Du bist eine Frau - So viel sei schon mal verraten. Du bist eine Frau, die mit ihrer Arbeit ganz nebenbei Aufklärung betreibt. Du sprichst über andere Lebenswelten und über das Thema HIV und Aids. Dich trifft man aber nicht in Schulen oder an Infoständen. Du arbeitest von zu Hause aus. Du entführst Menschen in fremde Welten. Das was du dazu brauchst ist lediglich ein Computer und ein wenig Feenstaub. Ich zitiere mal aus eines deiner zahlreichen Werke: 

"Zum Glück hast du nicht allzu tief reimgesäbelt. Ein Pflaster sollte vollkommen genügen", behaupte ich gespielt fachmännisch und zwinkere ihn an. Noch immer quellen einige Tropfen Blut aus der Wunde, die ich mit dem Küchenkrepp auffange. 

"Du bist... macht es dir keine Angst?", fragte Fabian und mustere mich ungläubig. 

"Doch, natürlich. Ich finde, wir sollten über den Gebrauch von so großen und scharfen Messern nochmal intensiv reden.", erwidere ich ernst. Er runzelt die Stirn und öffnet den Mund.

"Ich weiß, was du meinst, und ja es macht mir Angst. Aber es ist wie mit deinem Sperma...", flüstere ich anzüglich und Fabians Wangen färben sich augenblicklich rot. "Meine Haut ist vollkommen intakt und ich habe ja nicht mal etwas von deinem Blut an meinen Fingern gehabt.

"Trotzdem...", wendet er ein und bringt mich mit seinem trotzigen Blick zum Grinsen.

"Wenn du dich besser fühlst, wasche ich mir, nachdem wir hier endlich ein Pflaster draufgeklebt haben, die Hände und du darfst noch mal mit diesem stinkenden Zeug sprühen."

Liebes Publikum, unsere jetzige Preisträgerin ist eine Autorin. Sie fühlt sich besonders in den Genre »Gay Romance« und »Gay Fantasy« zu Hause. Das Buch, aus dem ich eben zitiert habe, heißt „Positiv verliebt“ und ist aus dem Jahr 2013. Für das Buch hat sich unsere Autorin im Vorfeld ganz genau mit unserer Thematik auseinander gesetzt. Sie hat viel recherchiert und sich ein beachtliches Wissen angeeignet. Dieses Wissen teilt sie nun gern mit ihrer treuen Leserschaft und gibst es auch gern mal preis, wenn jemand „Bullshit“ erzählen sollte.

Der letzte Ehrenteddy des heutigen Abends geht an Karo Stein!

An dieser Stelle können wir uns nur noch bei allen unseren lieben Gästen bedanken! Außerdem danke ich meinen wundervollen Mitarbeiter*innen, allen voran Nick Bösener, für die viele Unterstützung bei der Durchführung der diesjährigen Ehrenteddyverleihung im Theater der Grünen Zitadelle Magdeburg. Danke an unseren Moderator und zeitgleich scharfes Radieschen, Enrico Scheffler. Danke an das Team des Theaters. Danke an das Catering von Partyservice Pohl

Diese Show kann man langsam an Emotionen und Glamour nicht mehr überbieten. Aber wisst ihr was? Wir versuchen es am 03.03.2021 trotzdem. 

Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne zeit,
Sven Warminsky

  

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